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20 Mai 2025 | 10 min

Bayer, Monsanto und Glyphosat und die Rolle von GRC

Die Übernahme von Monsanto durch Bayer im Jahr 2018 war ein epochales Geschäft in der globalen Agrarindustrie. Bayer, ein führendes Unternehmen im Bereich der Pharma- und Agrarchemie, zahlte rund 63 Milliarden US-Dollar, um Monsanto zu übernehmen – ein Unternehmen, das vor allem durch seine Herbizide, insbesondere das Produkt Roundup, bekannt wurde. Doch was als strategischer Schritt zur Erweiterung des eigenen Portfolios begann, verwandelte sich schnell in einen Albtraum aus rechtlichen und finanziellen Problemen. Die kontroverse Verbindung zwischen Bayer und Monsanto steht vor der Herausforderung einer Vielzahl von Klagen, die das Unternehmen mit enormen finanziellen Belastungen und einem erheblichen Reputationsschaden konfrontieren.

In diesem Blogbeitrag wollen wir das komplexe Thema von Bayers Übernahme von Monsanto, den Glyphosat-Problemen und den Auswirkungen auf das Unternehmen aufarbeiten. Dabei beleuchten wir auch, wie ein besseres Governance, Risk and Compliance (GRC)-System Bayer möglicherweise geholfen hätte, diese Krise zu vermeiden oder zumindest abzumildern.

1. Die Übernahme von Monsanto: Ein strategischer Schritt oder ein riskantes Spiel?

Als Bayer 2018 die Übernahme von Monsanto bekanntgab, war das Unternehmen auf der Suche nach einer Möglichkeit, seine Marktposition im Agrarbereich zu stärken. Monsanto, ein amerikanisches Unternehmen, war weltweit führend in der Entwicklung von genetisch verändertem Saatgut und Pflanzenschutzmitteln, insbesondere das Herbizid Glyphosat. Glyphosat war das Herzstück des Produkts Roundup, das für die Landwirtschaft und die Industrie weltweit unverzichtbar geworden war.

Bayer sah die Übernahme als einen Schritt, um das Unternehmen im globalen Agrarmarkt konkurrenzfähiger zu machen und Synergien zwischen seinen eigenen Produkten und den innovativen Lösungen von Monsanto zu nutzen. Ein entscheidender Punkt war, die führende Rolle im Bereich der Landwirtschaftstechnologie und Nachhaltigkeit zu übernehmen.

Strategische Ziele:

  • Marktführerschaft im Agrarbereich: Die Übernahme von Monsanto sollte Bayer dabei helfen, die Spitzenposition im globalen Agrarmarkt zu übernehmen.
  • Synergien im Produktportfolio: Bayer hoffte auf Synergien zwischen seinen eigenen Produkten und denen von Monsanto im Bereich Pflanzenschutz und Saatgutentwicklung.

Doch der Kauf von Monsanto war nicht ohne Risiken – und ein großes Risiko war bereits im Vorfeld bekannt: Glyphosat.

2. Glyphosat und die Klagen: Eine tickende Zeitbombe

Glyphosat, das in Roundup enthalten ist, wurde seit seiner Einführung in den 1970er Jahren zu einem der weltweit meistgenutzten Herbizide. Doch in den letzten Jahren wurde Glyphosat zunehmend in den Fokus geraten, als die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2015 Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ einstufte.

Ab 2016 häuften sich die Klagen in den USA gegen Monsanto, in denen Kläger behaupteten, dass Glyphosat Krebserkrankungen verursache. Dies führte zu einer Welle von Rechtsstreitigkeiten, und die Zahl der Kläger wuchs stetig. Trotz der Behauptungen von Monsanto, dass Glyphosat sicher sei, verstärkten sich die Bedenken und die öffentliche Debatte über die Gefährlichkeit des Produkts.

Bayer, das sich der Risiken bewusst war, entschloss sich dennoch, Monsanto zu übernehmen – möglicherweise unter der Annahme, dass die Rechtsstreitigkeiten nicht so gravierend werden würden. Doch die tatsächlichen Auswirkungen waren erheblich.

3. Die Auswirkungen auf Bayer: Finanzielle und Reputationsschäden

Finanzielle Belastungen: Die rechtlichen Auseinandersetzungen mit Glyphosat-Klagen haben Bayer mit enormen finanziellen Belastungen konfrontiert. Im Jahr 2020 kündigte das Unternehmen an, insgesamt rund 11 Milliarden US-Dollar für den Vergleich von Glyphosat-Klagen in den USA bereitzustellen. Doch das war nur ein Teil des finanziellen Drucks. Das Unternehmen kämpfte mit weiteren laufenden Klagen und dem unsicheren Ausgang zukünftiger Verfahren.

Reputationsschaden: Bayer sah sich auch mit einem erheblichen Reputationsschaden konfrontiert. Die Übernahme von Monsanto hatte dem Unternehmen viel Kritik eingebracht, und die Tatsache, dass Glyphosat weiterhin in vielen Märkten verfügbar ist, verstärkte den Widerstand von Verbraucherschutzgruppen und Umweltschützern.

Der Verlust des öffentlichen Vertrauens und die negativen Schlagzeilen haben den Ruf von Bayer auf der ganzen Welt belastet und zu einem Einbruch des Aktienkurses geführt.

4. Wie hätte besseres GRC die Situation verhindern oder abschwächen können?

Ein effektives Governance, Risk and Compliance (GRC)-System hätte Bayer möglicherweise geholfen, die Risiken der Übernahme von Monsanto besser zu erkennen und die potenziellen rechtlichen und finanziellen Folgen realistisch einzuschätzen. Ein stärkeres GRC hätte in mehreren Bereichen positive Auswirkungen gehabt:

4.1 Frühzeitige Risikobewertung und -bewusstsein

Ein verbessertes GRC-System hätte Bayer geholfen, die rechtlichen Risiken im Zusammenhang mit Glyphosat genauer zu identifizieren und zu bewerten. Hätte Bayer die Risiken im Zusammenhang mit Glyphosat umfassender geprüft, hätte das Unternehmen möglicherweise in Erwägung gezogen, die Übernahme entweder zu überdenken oder zumindest mit einem besseren Risikoabsicherungsplan zu starten.

4.2 Verbesserte Due Diligence

Die Due-Diligence-Prüfung, die vor der Übernahme von Monsanto durchgeführt wurde, hätte detaillierter auf die laufenden Rechtsstreitigkeiten eingehen können. Ein stärkeres GRC-System hätte frühzeitig auf die rechtlichen Fallstricke hingewiesen und eine detailliertere Einschätzung der potenziellen Schadensersatzforderungen und der gesellschaftlichen Reaktionen auf Glyphosat ermöglicht.

4.3 Langfristiges Risikomanagement

Ein proaktiverer Ansatz im Risikomanagement hätte Bayer dabei geholfen, die langfristigen finanziellen Belastungen besser zu steuern. Bayer hätte mit einem klaren Plan zur Risikominderung und einer effektiven Kommunikation der Vorteile von Glyphosat und den Sicherheitsaspekten des Produkts arbeiten können.

4.4 Ethik und Regulierung

Ein stärkerer Fokus auf ethische Überlegungen im GRC-System hätte Bayer dazu gebracht, die möglichen gesellschaftlichen und regulatorischen Folgen der Glyphosat-Debatte stärker zu berücksichtigen. Ein Unternehmen von Bayers Größe hätte möglicherweise nicht nur die rechtlichen, sondern auch die ethischen und öffentlichkeitswirksamen Dimensionen der Glyphosat-Problematik umfassender einschätzen können.

5. Warum Bayer in Erwägung zieht, Monsanto in die Insolvenz zu schicken

Angesichts der anhaltend hohen Zahl an Klagen und der damit verbundenen finanziellen Belastungen denkt Bayer derzeit möglicherweise darüber nach, Monsanto in die Insolvenz zu schicken, um die Lasten aus den laufenden Rechtsstreitigkeiten zu verringern. Die Insolvenz könnte Bayer erlauben, die laufenden Verfahren auf eine Art und Weise zu verwalten, die das Unternehmen vor weiteren finanziellen Verpflichtungen schützt.

Ein solcher Schritt würde jedoch nicht nur das Vertrauen in das Unternehmen weiter erschüttern, sondern könnte auch zu weiteren regulatorischen und rechtlichen Problemen führen. Auch die politischen Auswirkungen einer Insolvenz könnten Bayer erheblich schaden.

Fazit: Ein Teufelskreis aus Strategie, Risiken und GRC-Versäumnissen

Die Übernahme von Monsanto durch Bayer war von Anfang an ein riskantes Unterfangen, das nicht nur finanzielle, sondern auch gesellschaftliche und rechtliche Dimensionen hatte. Ein besseres GRC-Management hätte dabei helfen können, die Risiken frühzeitig zu identifizieren und die negativen Auswirkungen der Glyphosat-Problematik zu minimieren. Bayer steht nun vor der Herausforderung, das Erbe dieser Übernahme zu verwalten, wobei eine Insolvenz von Monsanto nur eine von vielen möglichen, wenn auch drastischen, Lösungen darstellt. Das Beispiel von Bayer und Monsanto zeigt einmal mehr, wie wichtig ein strukturiertes Risikomanagement für den langfristigen Erfolg von Unternehmen ist.

FAQ zur Bayer, Monsanto und Glyphosat:

1. Warum hat Bayer Monsanto übernommen, obwohl es bereits rechtliche Probleme mit Glyphosat gab?

Bayer hat Monsanto übernommen, um seine Marktposition im Agrarbereich zu stärken und von den Synergien zwischen Bayers eigenen Produkten und denen von Monsanto zu profitieren. Monsanto war ein führendes Unternehmen in der Agrarchemie, besonders bekannt durch das Herbizid Glyphosat und die Entwicklung von genetisch verändertem Saatgut. Bayer wollte durch die Übernahme die Marktführerschaft im globalen Agrarmarkt ausbauen. Zwar war Bayer über die rechtlichen Risiken durch Glyphosat informiert, doch man dachte, diese seien handhabbar und würde das Geschäft langfristig nicht ernsthaft gefährden.

2. Was ist das Problem mit Glyphosat?

Glyphosat, das Hauptbestandteil des Herbizids Roundup ist, wurde von der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2015 als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft. Viele Kläger in den USA und weltweit haben argumentiert, dass Glyphosat zur Entstehung von Krebs führen kann. Dies führte zu einer Vielzahl von Klagen gegen Monsanto, in denen Schadensersatz für die Gesundheitsfolgen von Glyphosat verlangt wurde. Bayer sah sich daher nach der Übernahme mit zahlreichen laufenden Verfahren und erheblichen finanziellen Belastungen konfrontiert.

3. Wie viel hat Bayer für die Übernahme von Monsanto gezahlt?

Bayer erwarb Monsanto 2018 für rund 63 Milliarden US-Dollar. Diese Übernahme war eine der größten in der Geschichte der Chemie- und Agrarindustrie und sollte Bayer als globalen Marktführer im Agrarsektor positionieren.

4. Was sind die finanziellen Auswirkungen auf Bayer durch die Glyphosat-Klagen?

Die rechtlichen Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit Glyphosat haben Bayer mit enormen finanziellen Belastungen konfrontiert. Allein in den USA hat Bayer mehr als 11 Milliarden US-Dollar für den Vergleich von Klagen gezahlt. Zudem gibt es weiterhin laufende Klagen, was die Unsicherheit und das finanzielle Risiko für Bayer erhöht. Die hohen Strafzahlungen und Vergleiche haben auch zu einem starken Rückgang des Aktienkurses von Bayer geführt.

5. Was ist die Rolle von Governance, Risk and Compliance (GRC) im Zusammenhang mit dieser Krise?

Ein effektives GRC-System hätte Bayer geholfen, die Risiken der Übernahme besser zu erkennen und zu bewerten. GRC umfasst die Identifikation, Bewertung und Steuerung von Risiken sowie die Sicherstellung der rechtlichen und ethischen Compliance eines Unternehmens. Ein besseres GRC hätte es Bayer ermöglicht, die rechtlichen und reputationsbedingten Risiken der Glyphosat-Problematik frühzeitiger zu erkennen und besser zu steuern. Eine detaillierte Risikobewertung und eine effektivere Due-Diligence-Prüfung hätten möglicherweise zu einer vorsichtigeren Haltung oder einer besseren Absicherung der Übernahme geführt.

6. Könnte ein besseres GRC-System die Übernahme von Monsanto verhindert haben?

Ein effektiveres GRC-System hätte die potenziellen Risiken der Übernahme wahrscheinlich detaillierter bewertet und möglicherweise eine vorsichtigere Herangehensweise empfohlen. Ein stärkeres Risikomanagement hätte geholfen, die langfristigen finanziellen und reputationsbezogenen Risiken besser einzuschätzen, sodass Bayer entweder die Übernahme anders strukturiert oder besser auf die kommenden Herausforderungen vorbereitet hätte.

7. Warum überlegt Bayer, Monsanto in die Insolvenz zu schicken?

Angesichts der anhaltend hohen Zahl an Klagen und der damit verbundenen finanziellen Belastungen denkt Bayer möglicherweise darüber nach, Monsanto in die Insolvenz zu schicken, um die Lasten aus den laufenden Rechtsstreitigkeiten zu verringern. Dies könnte Bayer rechtliche Entlastung verschaffen und die finanziellen Verpflichtungen im Zusammenhang mit den Klagen mindern. Allerdings würde dieser Schritt auch erhebliche Auswirkungen auf das Vertrauen in das Unternehmen und auf die Marke Bayer haben.

8. Was würde eine Insolvenz von Monsanto für Bayer bedeuten?

Eine Insolvenz von Monsanto würde Bayer rechtliche Entlastung verschaffen, aber auch erhebliche Reputationsschäden mit sich bringen. Die Insolvenz könnte als Zeichen für das Scheitern der Integration von Monsanto angesehen werden, was nicht nur das Vertrauen der Investoren, sondern auch der Kunden und der breiten Öffentlichkeit beeinträchtigen könnte. Langfristig könnte eine Insolvenz auch neue rechtliche und regulatorische Herausforderungen mit sich bringen.

9. Was können andere Unternehmen aus der Situation von Bayer und Monsanto lernen?

Die Situation von Bayer und Monsanto unterstreicht die Bedeutung eines sorgfältigen Risikomanagements bei großen Übernahmen. Ein gut implementiertes Governance, Risk and Compliance (GRC)-System ist unerlässlich, um potenzielle rechtliche, finanzielle und reputationsbezogene Risiken frühzeitig zu erkennen und zu steuern. Unternehmen sollten auch die gesellschaftlichen und regulatorischen Dimensionen ihrer Entscheidungen in die Risikobewertung einbeziehen, um langfristige Schäden zu vermeiden.

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