Compliance Management im Wandel: Ein Blick auf die Transformation der letzten Jahre
10 Dezember 2024

Das Compliance-Management hat in den letzten Jahren einen signifikanten Wandel durchlaufen. Geprägt von neuen regulatorischen Anforderungen, technologischem Fortschritt und sich verändernden gesellschaftlichen Erwartungen hat sich das Rollenverständnis und die Funktionalität von Compliance in Unternehmen stark weiterentwickelt. Die aktuelle PwC-Studie „Compliance Transformation 2025+“ bietet spannende Einblicke in diese Entwicklung und zeigt, wie Unternehmen der DACH-Region mit den neuen Herausforderungen umgehen.

1. Von der Kontrolle zur Wertschöpfung

Traditionell galt Compliance als eine reaktive Funktion, die sich auf die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften konzentrierte. Heute steht sie im Zentrum der Wertschöpfungskette. Laut der Studie haben 94 % der Unternehmen ihren Compliance-Betrachtungsumfang in den letzten fünf Jahren erheblich erweitert. Compliance deckt nun nicht nur klassische Themen wie Anti-Korruption und Kartellrecht ab, sondern auch neue Bereiche wie:

  • Datenschutz (z. B. DSGVO)
  • Menschenrechte (z. B. Lieferkettensorgfaltspflichten)
  • ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung)
  • Product Compliance (z. B. EU-Entwaldungsverordnung).

2. Treiber des Wandels: Risikoorientierung und ESG

Ein zentraler Treiber des Wandels ist die Fokussierung auf risikoorientierte Ansätze. Unternehmen richten ihr Compliance-Management-System (CMS) zunehmend an spezifischen Risiken aus, die sich aus neuen Geschäftsmodellen, technologischen Entwicklungen oder regulatorischen Vorgaben ergeben. Beispielsweise bewerten 93 % der Befragten das Risikopotenzial von ESG-Themen als hoch oder sehr hoch. Die Compliance-Funktion wird dadurch nicht nur eine Kontrollinstanz, sondern ein integraler Bestandteil des strategischen Risikomanagements.

3. Digitalisierung als Schlüssel zur Effektivität

Die Digitalisierung hat Compliance grundlegend verändert. Digitale Lösungen und KI-gestützte Tools ermöglichen:

  • Echtzeitüberwachung von Risiken: Automatische Erkennung von Gesetzesänderungen und deren Umsetzung.
  • Effizienzsteigerung: Optimierte Prozesse durch Automatisierung.
  • Datengetriebene Analysen: Bessere Entscheidungsgrundlagen durch prädiktive Analysen und Mustererkennung.

Laut der Studie sehen 72 % der Unternehmen positive Effekte durch den Einsatz digitaler Technologien im Compliance-Management.

4. Die Compliance-Kultur und die Rolle der Mitarbeiter

Eine starke Compliance-Kultur ist unverzichtbar. Unternehmen mit hohen Compliance-Standards messen systematisch, wie gut Mitarbeitende Missstände ansprechen, Trainings verstehen und sich mit den Unternehmenswerten identifizieren. Die Förderung einer „Speak-up“-Kultur und eines robusten Hinweisgebersystems ist dabei entscheidend. Best-in-Class-Unternehmen implementieren umfassende Maßnahmen, um Vertrauen und Integrität zu stärken.

5. Herausforderungen und Chancen

 Herausforderungen

  • Komplexität der Regulierungen: Neue Gesetze wie der EU AI Act oder das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz erfordern eine schnelle Anpassung.
  • Ressourcenmangel: Die Anforderungen an spezialisierte Compliance-Teams wachsen, jedoch fehlt es häufig an Fachkräften mit interdisziplinären Fähigkeiten.
  • Systemintegration: Die Verbindung von CMS mit anderen Management-Systemen wie Risikomanagement oder Qualitätsmanagement bleibt eine Herausforderung.

 Chancen

  • Geschäftsförderung: Compliance wird zunehmend als Business Enabler wahrgenommen. 84 % der Befragten sehen in der Compliance-Funktion einen Wegbereiter für neue Geschäftsmodelle.
  • Nachhaltigkeit und ESG: Unternehmen können durch starke ESG-Compliance Wettbewerbsvorteile erzielen.
  • Technologieeinsatz: Der Ausbau digitaler Lösungen verspricht langfristige Effizienzgewinne und Kosteneinsparungen.

 Fazit: Ein neues Zeitalter der Compliance

Das Compliance-Management hat sich in den letzten Jahren von einer kontrollierenden Funktion zu einem strategischen Element entwickelt, das Unternehmen hilft, Risiken zu managen, Werte zu schaffen und innovative Geschäftsmodelle zu unterstützen. Die Integration von Technologie, der Fokus auf Risikoorientierung und die Einbindung in ESG-Themen sind die zentralen Elemente dieser Transformation.

Die Unternehmen, die sich frühzeitig an die neuen Anforderungen anpassen, profitieren nicht nur von einer verbesserten Resilienz, sondern können Compliance auch als strategischen Wettbewerbsvorteil nutzen. Die kommenden Jahre werden zeigen, wie gut Unternehmen diesen Wandel meistern.